Kurze Geschichte der Garnherstellung
Die Geschichte der Garnherstellung ist lang und spannend. Sie umfasst einige Jahrtausende, mehrere Etappen, Wieterentwicklungen und Vervollkommnungen. Tradition und Fortschritt, Innovation und Mechanisierung des Arbeitsprozesses – alle diese Elemente sind da eng umwoben und nicht einzeln, sondern stets im Zusammenhang zu denken.
Folgender Artikel nimmt Sie auf eine kurze, aber aufregende Reise durch verschiedene Epochen, von den Anfängen der Garnproduktion, durch deren Industralisierung im 18. Jh. bis zu den heutigen Tagen, wo das Spinnen und Weben, trotz des unmöglichen technologischen Fortschritts, immerhin noch AnhängerInnen findet. Wir wünschen Ihnen eine informative und inspirierende Lektüre!
Was ist ein Garn? Ursprünge der Garn Herstellung
Was ist ein Garn und wie ist die Geschichte der Garnherstellung? Generell versteht man unter diesem Begriff einen aus längs und hintereinander angeordneten Fasern gedrehten Faden. Garne stellt man heute entweder aus Natur- oder Chemiefasern. Zu den ersten gehören:
- Leinen;
- Wolle;
- Seide,
- Baumwolle.
Chemiefaser sind z.B.:
- Polyester;
- Viskose;
- Polyamid.
Diverse Garnarten unterscheidet man nach Herstellungs- bzw. Veredelungsmethode, Verwendungszweck sowie anderen Merkmalen und Eigenschaften. So kann das Garn beispielsweise homogen sein, d.h. ais Fasern einer Art bestehen, oder gemischt, also aus zwei oder mehr Faserarten. Außerdem können Garne , nach deren Veredelung, mercerisiert, gebleicht, gefärbt oder grau sein. Ferner gibt es sowohl homogenes als auch gemischtes Garn, das aus Fasern verschiedener Farbe besteht und als Melange bezeichnet wird.
Die Ursprünge der Garn Herstellung reichen bis in die entlegensten Zeitalter. Anhand von archäologischen Ausgrabungen, die man in Afrika gefunden hat, geht man davon aus, dass erste Garnarbeiten vor 3000 entstanden sind. Nicht weniger überraschend ist die Tatsache, dass diese afrikanischen Garnartefakten höchstwahrscheinlich nicht von Frauen, sondern von Männern stammen. Sie waren nämlich diejenigen, die den ganzen Prozess erfunden haben. Zuerst benutzten sie dazu einen Haken, erst später kamen die herkömmlichen Stricknadeln zum Einsatz. Jene Strickkunst haben die zahlreichen Missionare und Prediger, die Afrika damals überschwemmten, erfolgreich übernommen und nach Europa mitgebracht. In unserem Artikel über die Garnarten finden Sie auch viele nützliche Informationen.
Garnherstellung in Europa – Theorien und Entdeckungen
Andere Wissenschaftler behaupten allerdings, diese Annahme sei falsch. Sie glauben, dass die Stricktechnik auf den europäischen Kontinent viel früher gelangte. Als Beweis für diese alternative Theorie gelten oft die Worte aus Homers Odyssee, wo eine der Zentralfiguren – Penelope – jeden Abend einen Teppich webt. Manche Experten sagen, es gehe dabei nicht ums Weben, sondern eben Stricken, sodass sich der Faden bei diesem Vorgang nicht verdreht und seine ursprünglichen Eigenschaften behält.
Jedenfalls gab es Garn in den skandinavischen Ländern zu den Wikingerzeiten. Daraus hat man mithilfe einer Nadel alltägliche Kleidungsstücke gestrickt. Diese äußerst arbeitsintensive Methode hatte jedoch einen relevanten Vorteil. Auf solche Weise entstandene Kleidung far fast hundertprozentig reißfest. Man konnte sie gar nicht entwirren.
Allgemein bekannt ist, dass die Garnspinnerei in Europa ihren Höhepunkt im 13. Jh. erreicht hat. In Spanien entdeckte man in einem der Kaisergräber gestrickte Kissenbezüge und Handschuhe aus Seidenfäden. Darüber hinaus erinnerte ihre Qualität an dünne moderne Strickwaren. 1527 hat man in Paris die erste Strickerzunft offiziell registriert. Dreißig Jahre später erfuhr die ganze Welt vond er Erfindung der Strick- bzw. Spinnmaschine.
Industrialisierung und die Spinnmaschine. Wann, wer, wie?
Wie jeder Prozess, der zur Herstellung von hochqualitativen, von allen Menschen verwendeten Waren führt, haben Stricken und Spinnen bald die Notwendigkeit einer technologisch fortgeschrittener Massenproduktion erfordert. Dabei gehen Undustralisierung und Spinnmaschine historisch einher. Als Heimat eines solchen automatisierten Mechanismus gilt England dank der Erfindung der ersten Spinnmaschine durch James Hargreaves, die auf das Jahr 1764 zurückgeht.
Zu Beginn des 18. Jh. war die Garnherstellung deutlich hinter der steigernden Nachfrage nach Stoffen unterschiedlicher Qualität und Verwendungszwecke zurückgeblieben. Daraus resultierte ein allgemeiner Garnmangel, der zu einer Reihe technischer Innovationen führte, die in der allgemeinen Mechanisierung des Spinnprozesses gipfelten. Einer der Pioniere dieser Tendenz war eben Hargreaves, der über eine bessere Methode zum Spinnen von Baumwolle intensiv nachgedacht hatte. Eines Abends, so erzählt man, drehte seine Ehefrau auf einem Spinnrad, das wegen ihrer Ablenkung plötzlich auf die Seite fiel. Die Spindel drehte sich, angetrieben durch einen Riemen vom Antriebsrad, in vertikaler Position weiter. Auf diese Weise kam Hargreaves auf die Idee, mehrere Spindeln vertikal nebeneinander zu montieren. Garn herstellen und davon profitieren? Leider war das nicht so einfach…
Diese Erfindung hat er nach seiner Frau “Jenny” genannt. Gebaut hat man sie allerdings erst später, nämlich 1767. Hargreaves lag es daran, seine Erfindung eine Zeit lang geheimzuhalten und sie nur in eigenem Haus zu verwenden. Doch schließlich haben die Menschen von der “Wundermaschine” natürlich erfahren. Diese revolutionäre Methode hat viele mit Angst erfüllt, denn jetzt könnte auch ein zwölfjähriges Kind genauso viel Arbeit wie zwölf Erwachsene erledigen. Man fürchtete sich also, dass eine derartige Spinnmaschine viele SpinnerInnen arbeitslos macht. Es folgte sogar eine richtige Revolte gegen den Erfinder: man brachte in das Haus von Hargreaves in und zerstörte alle Spinnmaschinen, die darin standen. Die Familie musste um ihr Leben fliehen.
Trotz der Tatsache, dass “Jenny” fast ein Jahrhundert lang die Hauptmaschine zum Spinnen von Baumwollfäden blieb, hat ihr Erfinder die ihm zustehende Bezahlung nicht bekommen. Zwar erhielt er 1770 ein Patent, entwarfen andere SpinnerInnen ein ähnliches Design und weigerten sich, für die Nutzung des Hargreaves-Patents zu zahlen. Nichtsdestoweniger verfügte er über ein stabiles Einkommen als Miteigentümer einer Garnfabrik, in der die von ihm erfundenen “Spinnjennys” funktionierten. Damit konnte eine Person so viele Fäden spinnen wie etwa 40-50 Arbeiter. Diese Person musste sogar nicht erwachsen sein, im Gegenteil: Kinder im Alter von 12-14 Jahren führten die Aufgabe besser aus, da ihre Hände kleiner waren. So markiert die Spinnerei-Erfindung den Beginn der weit verbreiteten Kinderarbeit in europäischen Textilfabriken.
Wie wird Garn hergestellt? Kompaktwissen über das ABC der Garnproduktion
Eine mögliche Antwort auf die Frage “Wie wird Garn hergestellt?” wäre folgenderweise aussehen:
- strukturiertes bzw. Hochelastisches Garn produziert man auf einer kardierten oder gekämmten Anlage aus Mischungen von Chemiefasern mit unterschiedlicher Schrumpffähigkeit;
- daher besteht Melangegarn aus divers gefärbten Fasern;
- mithilfe von Zwirn- und Spinnmaschinen stellt man ebenfalls Zwirn her.
Am häufigsten verwendet man zur Garnherstellung die Schafwolle. Dies liegt daran, dass es sich von einem Schaf bis zu 10 kg Basismaterial schneiden lässt. Anschließend verpackt man den gewonnenen Stoff in Säcke und transportiert ihn zu einer speziellen Fabrik, wo die Wolle einer Primärverarbeitung unterzogen wird.
Danach durchläuft das Material die Färbephase. Im Wasser mit einer Temperatur von 60-80 Grad kocht man die Wolle ungefähr 3 Stunden lang. Dieser Zeitraum reicht dafür aus, dass die aufgenommene Farbe sich später beim Waschen nicht löst. Um dabei entstandene Klumpen loszuwerden, muss die Wolle einer Weiterverarbeitung unterliegen. Dies verläuft in einer Art riesiger “Massagekämme”, welche die Wollfasern dehnt und glättet.
Im Endergebnis entsteht eine sehr dünnes und glattes Leinwand-Gewebe, die an Watte erinnert. Man legt es auf eine Vorrichtung, die dazu dient, den Stoff in Stränge zu spalten. Letztendlich bekommt man einen dichten Faden, den man Roving nennt. Dieser wandert danach ein die Spinnmaschine, um aus dem sog. “Vorgarn” dünne und starke Fäden zu gewinnen. Oder anders gesagt: Garn.